Kennst du das, wenn der liebe Kollege nichts ahnend deine Arbeit zerstört?

Missverständnisse prasseln tagtäglich auf uns ein und kosten Zeit, Geld und vor allem Vertrauen.

Dabei bemühen wir uns im Standup Meeting doch bereits unser innerstes Auszuschütten und jedes noch so kleine Detail zu erwähnen, dass wir erledigt haben, bevor wir den Feierabend mit einem Bierchen eingeläutet haben. Im Ernst jetzt: Ob nun Bier oder nicht, viele eingespielte Teams leisten immense Tagewerke. Aber irgendwie reicht es trotzdem nicht?

Wer in agilen Kontexten unterwegs ist, der hat nicht mehr das klassische Wasserfall-Projektmanagement, aber kennt penible Story Point Schätzungen, die trotzdem bereits am zweiten Tag der Umsetzung Alarm schlagen.

Was Story Points dir nicht erzählen

Mein eigenes Team gehörte auch dazu: Wir, das heißt meine engagierte Truppe aus Software-Entwicklern, UX Designern und einem Product Owner versammelte sich jeden zweiten Tag um eine oder zwei User Stories zu schätzen. User Stories, das sind sowas wie eine Gruppe von Bedürfnissen, die einen eigenen Namen in speziellem Format bekommen haben. Statt Aufwand zu schätzen, schätzt man im agilen Umfeld gerne Komplexität und das eben in Story Points. Was diese Story Points eigentlich leisten sollten, ist die Zukunft „vorhersehbarer“ zu machen, um abzuschätzen, wie lange etwas braucht.

Was niemand am Tag der Schätzung auf dem Schirm hat, was passiert, wenn Missverständnisse übrig bleiben und erst in der Umsetzung ans Tageslicht geraten – meist unter großen fast körperlichen Schmerzen.

Es sind einfache „Kommunikationsfehler“, die einen teuren Zinsaufschlag auf die Story Points haben.

Frischer Wind oder mit dem Zinsaufschlag leben?

Jedenfalls war es in meinem Team mal wieder soweit und ich saß spätabends im Büro und brütete verzweifelt über einer Lösung für die neuerlichen Verzögerungen. Nach ungefähr zwanzig Runden im Büro hat es endlich Klick gemacht. Die Kommunikation im Team war die Ursache – wenigstens eine Ursache. Irgendetwas tief in mir trieb mich an und ich hatte den Drive mein Team zu einem Spitzenteam machen zu wollen.

Ohne gute, besser herausragende Kommunikation werden wir wieder scheitern. Das tat vor allem weh, als ich mich an meinen letzten Urlaub erinnerte – da lief so einiges schief. Also brauchte es ein Training: Die Flight Room Idee war geboren. Für mich war es keine Option mit dem schweren Ballast weiter zu kämpfen, also plante ich einen ganzen Tag dafür ein. Ein Teamevent war sowieso überfällig. Es war Zeit für frischen Wind.

Was ein Gameloop mit Spitzenteams zu tun hat

Ein Rollenspiel sollte es werden und zwar mit einem Piloten in der Hauptrolle. Weil in der Fliegerei auf unzuverlässige Kommunikation sprichwörtlich der Tod steht.

Anstatt weiter an Projektplänen zu rätseln setzte ich mich hin und baute das Cockpit für die Simulation – damals war ich noch ein ziemlich passabler Softwareentwickler.

Damals wusste ich das noch nicht, aber ich designte einen Gameloop für das Rollenspiel. Ein Gameloop ist so etwas wie der Kernspielablauf, der sich immer wieder wiederholt. Bei den typischen Computerspielen ist es so etwas wie Kämpfen->Looten->Erkunden->Kämpfen.

Hier ging es um Kommunikation und zuerst einmal das Bewusstsein, was für einen Unterschied sie überhaupt spielt. Wir waren Techniker, nicht zu vergessen!

Fliegen, Streiten, Abstürzen

Ganz so sah der Gameloop nicht aus, aber fast: Fliegen steht für das Rollenspiel miteinander in der jeweiligen Rolle des Piloten, Co-Piloten, Technikers, Towers, Stewardess usw. Dann trägt die Botschaft oft ein Problem in sich und das führt zu einer hoffentlich freundlichen Form von Streit – wer hat Recht? Und nicht zuletzt das Abstürzen. Das war zwar erst das fatale Ende, aber davor musste es ständig neue Probleme geben. Falsche Sicherheit, widersprüchliche Messwerte, Autoritätskonflikte – was das Herz eben begehrt. Und das alles unter Zeitdruck!

So viel vorweg: Der Gameloop funktionierte. Das Team konzentrierte sich auf das gemeinsame Ziel – den Flug wieder in sichere Bahnen zu bringen und stolperte und stritt miteinander was das Zeug hielt.

Ein gelungenes Teamevent

Als alles fertig war, die Dokumente für die Vorbereitung und das Cockpit zur Rollenspiel-Simulation konnten wir uns auf den Weg machen. Ich packte alles aufs Tablet, also auf zwei und wir marschierten in den Wald. Ausgerüstet mit Seilen, die allerdings nichts mit dem Flugsimulator zu tun hatten, suchten wir uns einen ruhigen Ort für die erste Runde.

Die zweite gab es dann später als wir zurück waren und uns gestärkt hatten, bei uns im Konferenzraum. Das Cockpit groß dargestellt, dass es alle sehen konnten.

Inzwischen habe ich die Anleitungen und das Cockpit online gestellt: The Flight Room

Das Cockpit-Tool mit den Simulationen ist übrigens kostenlos für alle verfügbar.

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Kommunikation entscheidet.

Und manchmal über Leben und Tod.